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Enzyklopädie der populären Irrtümer/ Medizin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inhaltsverzeichnis

Abnehmen: Nur bei niedrigem Puls nimmt man ab

Viele diätgeplagte Hobbysportler kennen diese Regel: Wer abnehmen will, muss in der Fettverbrennungszone trainieren, denn nur bei einem relativ niedrigen Puls von etwa 120 bis 130 reduziert man sein Körperfett. Bei einem höheren Puls, so die Theorie, purzeln die Pfunde dagegen nicht, da der Körper seine Energie nicht mehr aus Fett, sondern aus Kohlehydraten gewinnt. Diese Behauptung wird jedoch meist missverstanden, die meisten unterscheiden nicht zwischen absoluten und relativen Fettverbrauch.

Steigt der Puls, wird anteilsmäßig tatsächlich weniger Energie aus der Fettverbrennung gewonnen; absolut gesehen steigt aber die verbrannte Fettmenge. Optimal zum Abnehmen ist damit die höchste Pulsfrequenz, die man auf der gelaufenen Strecke durchhält - identische Trainingsdauer vorausgesetzt. Wer jedoch eine feste Strecke in einem höheren Pulsbereich und zugleich (auf Grund der größeren Anstrengung) auch in kürzerer Zeit absolviert, kann unter Umständen aus zwei Gründen weniger Fett verbrennen: zum einen offensichtlich aufgrund der kürzeren Trainingszeit; zum anderen, weil im gemäßigten Pulsbereich der Körper tatsächlich (und wissenschaftlich nachgewiesen) einen Großteil der Energie aus Fetten gewinnt.

Allerdings ist es recht irrelevant, wieviel Energie jetzt tatsächlich durch Fettverbrennung verbraucht wird - denn zum Abnehmen kommt es vorwiegend auf die Zahl der insgesamt verbrannten Kalorien an. Man darf Fettabbau und Fettverbrennung nicht verwechseln.

http://www.novafeel.de/fitness/fettverbrennungsbereich-fettverbrennung.htm

Alimentärer Diabetes Mellitus: Insulin und Tabletten helfen

Es gibt bislang keinen sauberen Nachweis, dass man den alimentären Diabetes Mellitus (die durch Überernährung entstandene Form der Zuckerkrankheit) wirklich effektiv mit Tabletten oder Insulin behandeln kann. Zwar senkt man mit dieser Therapie den Blutzucker, ob man auf lange Sicht damit auch die Überlebensrate der Patienten beeinflußen kann, ist bislang jedoch ungeklärt. Auffällig ist, dass einige Antidiabetika, insbesondere auch das Insulin beim alimentären Diabetes, das Gewicht erhöhen (Insulin ist ein Mastmittel) und somit die Krankheit genau in die falsche Richtung treiben. Ganz anders ist dies beim echten Insulinmangel, z.B. bei der autoimmunen Form des Diabetes Mellitus (Typ 1 Diabetes). Hier ist Insulin lebensrettend und unverzichtbar.

Erkältung: Vitamin C schützt vor Erkältungen

Es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass Vitamin C vor Erkältungen schützt, sofern man nicht gerade an Vitamin-C-Mangel leidet (kommt eher selten vor).

Essen (1): Man sollte jeden Tag etwas Warmes essen

Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein warmes Essen grundsätzliche Vorteile gegenüber einem kalten hat. Insbesondere gibt es keinen Grund, warum man täglich etwas Warmes zu sich nehmen müsste. Es kommt lediglich darauf an, die richtigen Inhaltsstoffe in der richtigen Mischung zu sich zu nehmen. In vielen Fällen hat Gekochtes und Gebratenes sogar Nachteile, weil durch die Hitze Vitamine verloren gehen oder schädliche Stoffe entstehen können. Natürlich heißt das andererseits nicht, dass warmes Essen keine Vorteile hätte, denn viele Lebensmittel werden durch Erhitzen genießbarer, hygienischer oder länger haltbar. Entscheidend ist jedoch stets, was man isst, und nicht, ob es warm oder kalt verspeist wird.

Essen (2): Abends verzehrte Speisen setzen besonders an

Abends verzehrte Speisen beeinflussen die Gewichtszunahme nicht mehr und nicht weniger als Speisen, die zu einer anderen Tageszeit zu sich genommen werden. Es ist daher sinnlos, im Rahmen einer Diät das Abendessen vorzuverlegen, wenn dabei nicht die Anzahl der Kalorien reduziert wird. Die Entstehung dieses populären Irrtums könnte damit zusammenhängen, dass eine Mahlzeit am späten Abend oft eine zusätzliche ist, die dadurch für eine nicht mehr unbedingt notwendige Kalorienzufuhr sorgt.

Übersäuerung

Man liest immer wieder, dass eine Ernährung mit viel tierischen Fetten den Körper übersäuert und die freien Radikalen begünstigt. Deshalb soll Übersäuerung die Lebenszeit verkürzen. Doch darüber existieren keine wissenschaftlichen Daten. Zum einen ist der Begriff Übersäuerung nicht definiert. Wie wird die Übersäuerung gemessen ? Die üblich Blutgasanalyse ist dafür wohl nicht geeignet. Zum anderen gibt es keine vergleichende Langzeituntersuchung beim Menschen in der eine Ernährung mit pflanzlichem Fett mit einer Ernährung mit tierischen Fett verglichen wird. Dabei ist eine wichtige Voraussetzung, daß die Kalorienmenge in beiden Gruppen gleich ist und dem tatsächlichen Verbrauch angepasst ist. Vegetatrier leben im Durchschnitt länger als Nichtvegetatrier. Dies ist statistisch gesichert. Ob dies aber an ihrer Ernährung oder an ihrem allgemein gesundheitsbewußteren Lebensstil liegt, ist nicht geklärt.

Galle: Die Galle ist ein Organ

Galle ist eine Flüssigkeit, die von der Leber produziert und in der Gallenblase gespeichert wird. Der Unterschied zwischen Galle und Gallenblase ist Laien oft nicht bewusst.

Gewehrkugel: Eine Frau wurde schwanger durch einen Schuss

Die Geschichte aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg, nach der bei einem Gefecht ein Mann einen Treffer in den Hodensack abbekommen hatte und die verirrte Kugel anschließend in den Eierstöcken einer in der Nähe befindlichen und unbeteiligten Frau steckenblieb. Die Frau sei anschließend nach einer normal verlaufenen Schwangerschaft von einem gesunden Kind entbunden worden. Diese Geschichte wurde von Tom Waits in einem seiner Filme kolportiert, sie scheint aber älteren Datums zu sein.

Haare: Häufiges Schneiden hilft

Häufiges Haareschneiden oder Rasieren soll angeblich das Haarwachstum fördern.

Kann man nicht bestätigen. Aber dies ist wahr beim Rasen mähen. Gewisse Pflanzenarten kompensieren Verluste mehr als genügend, aber bei Haaren gilt so etwas nicht. Der Unterschied zwischen abschneiden und rausreißen besteht darin daß ein herausgerissenes Haar mit dünner Spitze nachwächst, ein abgeschnittenes jedoch sofort beim nachwachsen mit vollem Durchmesser austritt und somit wesentlich deutlicher sichtbar und scharfkantiger ist.

Hippokrates: Ärzte schwören den hippokratischen Eid

Jeder deutsche Arzt ist durch seine Zwangsmitgliedschaft in der Ärztekammer auf die Berufsordnung verpflichtet, die das so genannte Genfer Gelöbnis enthält. Dabei handelt es sich um eine modernisierte Fassung des hippokratischen Eides. Der hippokratische Eid selbst ist ein Text, der (möglicherweise zu Unrecht) dem griechischen Arzt Hippokrates von Kos zugeschrieben wird, der um 400 v. Chr. lebte. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist der Inhalt des hippokratischen Eids inzwischen veraltet und wird deshalb zu Recht nicht mehr verwendet.

Muskelkater (1): Das Wort Muskelkater kommt von der männlichen Katze

Die Bezeichnung Kater in Muskelkater leitet sich vermutlich von Katarrh ab. Mit dem Kater (männliche Katze) haben die nach körperlicher Anstrengung oft auftretenden Muskelschmerzen nichts zu tun.

Muskelkater (2): Muskelkater wird durch Milchsäure in den Muskeln verursacht.

Früher ging man davon aus, dass Muskelkater durch Milchsäure (Laktat) verursacht wird. Neuere Untersuchungen fanden nun heraus, dass es bei ungewohnten Bewegungen zu feinen Rissen im Muskel kommt. Diese führen innerhalb von 1-2 Tagen zu vermehrter Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödem), der Muskel schwillt an und die daraus folgende Dehnung verursacht den Schmerz. Würde die Theorie mit der Milchsäure wahr sein, dann wäre der Muskelkater nach einem 400-Meter-Lauf am stärksten, da hier die Milchsäurekonzentration am höchsten ist.

Niere: Es gibt Fälle, in denen einem lebenden Menschen eine Niere entwendet wurde

Die Geschichte von dem Mann auf einer Geschäftsreise, der von einer Frau verführt wurde, am nächsten Morgen aufwachte und bemerkte, dass eine seiner Nieren zur Transplantation entfernt wurde, basiert wohl eher auf einem Gerücht als auf der Realität.

Platzangst: Platzangst ist etwas völlig anderes als Klaustrophobie

Lange Zeit unterschied man zwischen der "eigentlichen" Platzangst - Agoraphobie (griech.: agora=Marktplatz, phobos=Furcht) - als Angst vor weiten, offenen Plätzen und der Klaustrophobie (lat.: claudere=einschließen), der Angst vor engen, geschlossenen Räumen, als Platzangst im übertragenen Sinn. Absolut gegensätzliche Bilder, sollte man meinen und inzwischen wurde auch eifrig der Unterschied als "populärer Irrtum" (Klaustrophobie ist KEINE Platzangst) aufgeklärt.

Doch die moderne Psychologie hat diesen Unterschied längst aufgehoben. Die verursachenden psychologischen Mechanismen und die Symptome sind dieselben. Agoraphobie bezeichnet somit eine Gruppe sogenannter Situationsphobien, die vereinfacht ausgedrückt aus einer übersteigerten Erwartungshaltung, einer "Angst vor der Angst" entstehen und die man auch unter dem Schlagwort der selbsterfüllenden Prophezeihungen einordnen könnte. Die auslösende Grundlage der Panikattacken sind subjektive Ängste vor dem Verlust von Sicherheit oder einem Ausweg aus potenziell bedrohlichen Situationen.

Plomben: Piloten dürfen keine Zahnplomben haben

Richtig ist, dass lose Zahnplomben beim Fliegen äußerst schmerzhaft sein können, wenn sich unter ihnen ein Hohlraum gebildet hat. Dennoch verlangt keine Fluggesellschaft und ebensowenig die Bundeswehr, dass ein angehender Pilot ein makelloses Gebiss vorweist. Gesundheitstests gibt es natürlich trotzdem. Dabei kommt es jedoch mehr auf körperliche Fitness und ein intaktes Sehvermögen an.

Red Bull (1): Red Bull enthält eine Substanz, die aus Stierhoden stammt

Red Bull verleiht zwar Flügel (jedenfalls in der Werbung), Stierhoden werden für das nach Gummibärchen schmeckende Getränk jedoch nicht verarbeitet. Ein Körnchen Wahrheit ist jedoch in diesem populären Irrtum enthalten, denn Red Bull enthält 2-Aminoethanesulfonsäure, besser bekannt unter dem Namen Taurin. Taurin wurde 1824 erstmals aus Stiergalle gewonnen und erhielt dadurch seinen Namen (der Stier heißt auf Griechisch tauros). Das für Red Bull verwendete Taurin wird allerdings synthetisch hergestellt und stammt daher nicht von Stieren. Ansonsten findet sich Taurin als Aminosäurenderivat auf natürliche Weise vor allem in Meeresfrüchten, weniger in Landtieren sowie im menschlichen Organismus wieder. Vor Redbull war Taurin als Inhaltsstoff von Waschmitteln bekannt.

Red Bull (2): Das Taurin macht die Wirkung

Außer seinem kraftvollen Namen hat Taurin wenig kräftigende Wirkung, und kommt zudem nur in geringer Konzentration in den Power-Drinks vor. Es ist seit langem auch ein regulärer Bestandteil von Katzenfutter und läßt angeblich das Fell glänzen. Viel wirkungsvoller ist das in Red Bull enthaltene Koffein - und natürlich der Zucker.

Rheuma: Rheuma ist eine Krankheit

Rheuma ist vier Krankheiten. Unter dem Begriff "Rheuma" werden alle Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammengefasst, die nicht durch Verletzungen oder Tumoren hervorgerufen sind. Über 400 Krankheiten werden den rheumatischen Erkrankungen zugeordnet, wobei zwischen 4 großen Hauptgruppen unterschieden wird: entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. Arthritis), degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (z.B. Arthrose), Weichteilrheumatismus (z.B. Fibromyalgie) sowie Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (z.B. Gicht). Da Rheuma somit völlig unterschiedliche Ursachen haben kann, sollte man gegenüber Medikamenten, die gegen Rheuma allgemein helfen, misstrauisch sein.

Schweiß: Schweiß hat einen unangenehmen Geruch

Schweiß hat gar keinen Geruch, andernfalls würde niemand freiwillig in die Sauna gehen. Erst wenn Bakterien die Schweißflüssigkeit zersetzen (was am menschlichen Körper auf Grund der Wärme schnell passiert), entsteht die bekanntermaßen unangenehme Duftnote.

Spinat (1): Spinat enthält besonders viel Eisen

Spinat enthält gekocht etwa 2,2 mg Eisen pro 100 Gramm, im frischen Zustand etwas mehr. Dies ist deutlich weniger als etwa Schokolade oder zahlreiche andere Lebensmittel enthalten. Dass sich dennoch die Mär vom besonders eisenhaltigen Spinat ausgebreitet hat, liegt daran, dass ein Wissenschaftler bei einer Messung ein Komma versehentlich falsch gesetzt hat, wodurch der Wert auf das Zehnfache anstieg. Obwohl dieser populäre Irrtum bereits in den 1930er Jahren bekannt war, hat er sich bis heute gehalten.

Spinat darf man aber kalorientechnisch 12kg am Tag essen - Schokolade nur 200gr

Spinat (2): Ein Wissenschaftler hat ein Komma falsch gesetzt

Eine der ältesten Destruktionen urbaner Legenden - doch wahrscheinlich stimmt sie nicht. Das fragliche Werk, in welchem dieser Kommafehler begangen worden sein soll, ist nirgends auffindbar oder auch nur namentlich erwähnt. Vielleicht hat es existiert. Vielleicht ist aber auch dies nur ein populärer Irrtum, wer weiß...

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