find-was.de - Populäre Irrtümer und Urban legends

Info
Kategorien
Legenden
Surftipps

Illuminatenorden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der deutsche Illuminatenorden (von lateinisch illuminati - die Erleuchteten) war eine am 1. Mai 1776 vom Philosophen und Theologen Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründete aufklärerische Geheimgesellschaft. Der Illuminatenorden wurde in Bayern (1784) verboten und stellte seine Aktivitäten spätestens um 1788 ein.

Mythen und Verschwörungstheorien

Bis heute wird in zahlreichen Verschwörungstheorien kolportiert, die Illuminaten hätten nach ihrem Verbot weiter bestanden und seien verantwortlich für eine Vielzahl von Erscheinungen, die von den Verbreitern solcher Mythen als unerfreulich beurteilt werden, nicht zuletzt für die Französische Revolution. Diese folgenreiche Verschwörungstheorie hat zwei Ursprünge. Unabhängig voneinander versuchten zu Beginn des 19. Jahrhunderts der französische ehemalige Jesuit Abbé Barruel und der schottische Gelehrte John Robison nachzuweisen, dass nicht etwa die andauernde Unterdrückung des Dritten Standes die Verbreitung der Lehren der Aufklärung, die Missernte des Vorjahres und das schlechte Krisenmanagement König Ludwigs XVI. die Revolution ausgelöst hätten, sondern die Illuminaten. Hierfür führten sie vor allem drei Belege an:

  • Erstens seien fast alle bedeutenden Führer der Revolutionäre Freimaurer - wie auch fast alle übrigen Anhänger der gebildeten Stände überall in Europa, wenn sie nicht gerade sehr kirchentreu waren. Die umstandslose Gleichsetzung von Freimaurer und Illuminaten ist aber, wie oben erwähnt, falsch.
  • Zweitens existierte in Frankreich kurz vor der Revolution tatsächlich eine Freimaurerloge, die sich - ganz ähnlich wie Weishaupts Orden - „Les Illuminés“ nannte, „die Erleuchteten“. Dass diese Gruppe aber sehr klein und wenig einflussreich war, störte die Verschwörungstheoretiker ebenso wenig wie die Tatsache, dass die französischen „Illuminés“ eher einer rosenkreuzerisch-mystischen Richtung anhingen und mit der Radikalaufklärung à la Freiherr Knigge und Weishaupt nichts am Hut hatten.
  • Drittens war bekannt geworden, dass der ehemalige Illuminat Johann Joachim Christoph Bode 1787 nach Paris gereist war. Zweck seines Aufenthalts, der nur vom 24. Juni bis zum 17. August währte, war aber keineswegs die Auslösung der Revolution, was den braven Mann vielleicht doch überfordert hätte: Bode war vielmehr zu einem Freimaurerkonvent eingeladen, der aber bei seiner Ankunft schon beendet war.

Der These, hinter der französischen Revolution stünden die Illuminaten, fehlt also offensichtlich jede Grundlage. Dennoch wurden Barruels und Robisons Werke große Erfolge - ihre Verschwörungstheorien haben bis heute ihre Faszination für viele rechtsradikale Publizisten und Gruppierungen nicht verloren. Zu nennen sind hier zum Beispiel Nesta Webster, eine bekannte englische Faschistin und Verschwörungstheoretikerin der zwanziger Jahre, die amerikanische The John Birch Society (englisch) oder der ehemalige amerikanische Präsidentschaftskandidat Pat Robertson. Auch die Obsession, mit der antisemitische Verschwörungstheoretiker wie Des Griffin und Jan Udo Holey immer neue Spuren des Ordens imaginieren, zeigt den engen Zusammenhang zwischen Rechtsradikalismus und anti-illuminatischer Paranoia.

Diese zählebigen Verschwörungstheorien erhielten unter anderem dadurch Nahrung, dass einige okkultistische Gruppen und Grüppchen versuchten, sich selbst als die angeblich jahrzehntelang im Untergrund verschwundenen Illuminaten zu stilisieren: 1896 gründete z.B. der Historiker Leopold Engel den „Weltbund der Illuminaten”, der die Nachfolge von Weishaupts Orden beanspruchte. Die einschlägigen Akten dieser Vereinigung, die bereits 1929 wieder aus dem Berliner Vereinsregister gelöscht wurde, befinden sich heute im Deutschen Sonderarchiv, Moskau. Dies ist nur eine von zahlreichen offiziellen und angeblichen Neugründungen, wie sie für berühmte Geheimbünde, die sich auflösten, häufiger vorkommen (vergleiche: Golden Dawn).

Der Inhalt dieser Seite stammt von Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation