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Rückwärtsbotschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Unter einer Rückwärtsbotschaft versteht man die versteckte Einschleusung von Botschaften in Tonträgern, indem diese in das Tonmaterial im Verhältnis zum eigentlichen Inhalt rückwärts eingebaut werden.

Es kursieren zahlreiche Gerüchte, wonach Rock-Musiker auf diese Weise Botschaften in ihren Liedern verstecken würden, welche zu "unmoralischem" oder "destruktiven" Verhalten aufrufen würden - beispielsweise Drogenmissbrauch oder Suizid. Rückwärts gehört könnten diese Botschaften den Hörer unterbewusst so beeinflussen, dass er die angeblich beschriebenen Taten auch tatsächlich ausführe.

Inhaltsverzeichnis

Kodierung von Rückwärtsbotschaften

Rückwärtsbotschaften lassen sich prinzipiell durch zwei verschiedene Verfahren einfügen.

Eine Möglichkeit ist es, bei der Aufnahme eines Musikstückes eine der Tonspuren (von 24 oder 32) aus der entgegengesetzten Richtung der anderen zu bespielen. Danach übertragen die Produzenten alles auf ein Band mit normaler Breite. Mit moderner Studiotechnik stellt dies kein Problem dar. Zwar lässt sich auf diese Weise encodierter Text beim Rückwärtspielen gut verstehen, ist jedoch bei normaler Spielrichtung entsprechend unverständlich.

Ebenfalls lässt sich encodierter Text auch dadurch erzeugen, dass man ihn rückwärts aufsagt. Allerdings ergeben sich dann beim Hören in richtiger Richtung meistens Unterschiede zu normal aufgesagten Text in Sprechmelodie, Betonung und durch die phonetische Struktur der Laute. Dies zu korrigieren erfordert meist Übung.

Auf dieser Methode baut eine noch etwas schwerere Herangehensweise auf. Bei dieser wählt man die Wörter eines Sprechaktes so aus, dass sie in normaler Hörrichtung "unverdächtig" wirken, rückwärts angehört jedoch den gewünschten anderen Inhalt ergeben.

Dekodierung von Rückwärtsbotschaften

Auch bei der Dekodierung lassen sich zwei unterschiedliche Arten nennen.

Die einfachste Möglichkeit der Entschlüsselung ist es, das Material rückwärts ablaufen zu lassen. Das ist jedoch mit technischen Schwierigkeiten verbunden, und dann stellt sich außerdem das Hindernis, derartige Texte auch zu erkennen. Gemäß dem Sprichwort "Wer suchet, der findet", entspringen viele Funde nur den Fantasien der Hörer.

In der Diskussion befindet sich eine Art der Rezeption, bei der die Botschaften unterbewusst wahrgenommen würden. Während des Hörens würde das Unterbewußtsein die Botschaft aus den anderen Klängen raushören, ihren rückwärts vermittelten Inhalt erkennen. Ist dies heute bereits seitens der Wissenschaft als unmöglich entmythifiziert, so zählt nach einhelliger Meinung ins Reich der Legenden, dass diese Botschaften eine unterbewußte Wirkung auf den Hörer hätten. Inwiefern man hier noch von Decodieren sprechen kann, ist fragwürdig.

Geschichte der Rückwärtsbotschaften

Die Rückwärtsbotschaftenvorwürfe bauen generell auf einer Diskussion über subliminale mentale Einflussnahme in der Werbung, welche in den 1950er Jahren in den USA geführt wurde. Beispielsweise sollen bei einem Versuch in einem Kino mehrere, bewußt nicht-wahrnehmenbare Bilder von Popcorn und Cola in einen Film eingefügt worden sein. Darauf soll der Umsatz dieser Produkte im Kino stark gestiegen sein. Während in einigen US-Staaten gesetzliche Verbote subliminaler Werbung verabschiedet wurden, war die Wissenschaft schon in den 1960ern der überwiegenden Meinung, diese Methode sei unpraktikabel.

Die Gerüchte über die schädlichen Wirkungen von in Musik versteckten Rückwärtsbotschaften baute darauf auf, dass eben jene Methode auf in Form rückwärtiger Texte in der Musik praktikabel sei.

Den Stein des Anstoßes stellte 1969 ein DJ aus England. Er hatte das Gerücht verbreitet, der Beatles Gitarrist Paul McCartney sei bereits seit 3 Jahren tot. An seiner Stelle würde ein Mann namens William spielen, der durch plastische Chirugie an seinen Vorgänger optisch angeglichen worden sei. Als starkes Indiz galt die beim Rückwärtshören des Beatles-Titel "Revolution No.9" angeblich zu entdeckende Botschaft "Turn me on, dead man". Die Todesnachricht McCartneys würde hier versteckt liegen.

Infolge setzte ein breites Interesse in der Musikszene ein, und man suchte Lieder nach solchen Rückwärtsbotschaften ab.

In den 1980ern entstanden die ersten Behauptungen, dass in den Liedern populärer Musik, insbesondere der Rockmusik, solche Botschaften versteckt seien. Die Botschaften hätten einen okkultistischen, drogenverherrlichenden oder sexbezogen Inhalt, und würden die Hörer, hauptsächlich Jugendliche, durch unterbewusste Beeinflussung zu delinquenten Verhaltensformen und moralisch-sittlichen Verfall treiben.

In Nordamerika waren derartige Vorwürfe an die Musiker ein Gegenstand von Gerichtsprozessen und Gesetzesvorschlägen.

Das Interesse an Rückwärtsbotschaften in der Rock- und Metalszene ist relativ gering. Dort gelten Rückwärtsbotschaften zum Zweck der Jugendverführung als ein lächerlicher Mythos, an den kein klar denkender Mensch glauben könne, und der allenfalls der Brandmarkung der Musik diene. Falsch ist die Vorstellung, man würde solche Rückwärtsbotschaften als zusätzlichen Kaufreiz ansehen.

Die einzigen bekannten Fälle von Rückwärtsbotschaften wurden von Musikern als Reaktion auf die Vorwürfe eingebaut, um sich darüber lustig zu machen, oder durch bewusste Provokation die Verkaufszahlen zu steigern.

Wissenschaftliche Erforschung

Die wissenschaftliche Erforschung der Rückwärtsbotschaften lassen sich theoretisch in drei Schritte unterteilen:

  • Die Fragestellung, ob solche Botschaften existieren
  • Ob das menschliche Gehirn diese Botschaften erkennen könne
  • Ob sie eine unterbewußte Wirkung auf den Zuschauer hätten

Die meisten Berichte über Rückwärtsbotschaften beziehen sich auf die Themen Tod, Satan, Okkultismus, Sex und Drogen (nach Staum und Broton). Diese Botschaften wären in 20 % der Fälle nach technischen Analysen auch tatsächlich feststellbar.

Thorne und Himelstein (1984) konfrontierten ihre Pbn direkt mit Musikstücken, vor denen häufig wegen satanischer Inhalte gewarnt wurde. UV war die Instruktion: Gruppe 1 wurde über die Anwesenheit der Passagen, aber nicht über deren Inhalt, instruiert, Gruppe 2 wußte ausschließlich von den satanischen Inhalten, Gruppe 3 war eine Kontrollgruppe ohne Instruktion. Erhoben wurden der Inhalt der wahrgenommenen Worte. Hierbei zeigte sich, daß die Instruktion dergestalt erheblichen Einfluß hatte, daß die Anzahl wahrgenommener Worte in Gruppe 1 am höchsten war, in Gruppe 2 hingegen die meisten Worte mit satanischer Bedeutung wahrgenommen wurden (Siehe)

Angebliche Rückwärtsbotschaften in der Musik

Die meisten Rückwärtsbotschaften werden in Rockliedern festgestellt, aber auch bei Popkünstlern wie Madonna.

Eine Motivation, auf Musikträgern Rückwärtsbotschaften zu verstecken, ergibt sich wahrscheinlich einfach nur in simplen Späßen, und der Lust an Geheimniskrämerei. Ein direkter kommerzielle Nutzen entsteht allerdings wohl kaum, da den meisten Hörern die Suche danach zu aufwendig ist, und es ihnen meist schlichtweg egal ist. Indirekt kann natürlich das Gerücht, irgendwo sei ein Text aufhörbar, durch Mythenbildung die Bekanntheit eines Liedes steigern.

Als Rückwärtsbotschaften ein Thema der öffentlichen Diskussion waren, baute widerum die Gruppe Venom zahlreiche Rückwärtsbotschaften satanistischen Inhaltes in ihre Musik ein, um den propagierten Feindbild zu entsprechen, und dadurch ihr "böses Image" zu schärfen.

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